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DER PEACETRAINING ANSATZ

Es gibt verschiedene Trainingsansätze, welche für das Training im Bereich der Konfliktprävention und Friedensstiftung verwendet werden können. In unserer Übersicht über die Trainingsansätze unterstreichen wir, dass jeder Ansatz sowohl Stärken als auch Nachteile hat. An dieser Stelle greifen wir die zuvor besprochenen Ansätze auf und entwickeln den „PeaceTraining Ansatz“ für das Training im Bereich der Konfliktprävention und Friedensstiftung. Dieser Ansatz verwendet als Ausgangspunkte den „lernenden“ Ansatz, Erwachsenenbildung, empirische und „immersive“ Ansätze und erkundet davon ausgehend, wie weiter auf anderen Ansätzen aufgebaut werden kann, um einen integrierten, evidenzbasierten und praktikablen Ansatz für die Entwicklung und Verbesserung der Leistungsfähigkeiten und operativen Kompetenz für das Personal, das vor Ort im Einsatz ist, zu erreichen.

Wir nehmen bei der Definition des PeaceTraining Ansatzes (PTA, also Peace Training Approach) eine ganzheitliche Perspektive ein. Wir blicken auf unterschiedliche Trainingsaspekte – Methoden, Interaktion zwischen TrainerInnen und TrainingsteilnehmerInnen, das Trainingsumfeld usw. PTA ist nicht unbedingt ein konzeptuell einzigartiger Lernansatz. Sein Wert liegt vielmehr in den konkreten Richtlinien, die er für das Training und die Trainingsorganisationen bereitstellt. Die angebotenen Einblicke zeigen, wie der PTA in der Praxis umgesetzt wird und die Besonderheiten des Bereichs der Konfliktprävention und Friedensstiftung berücksichtigt. Das ist wichtig. Viele Trainings- und Lernansätze werden außerhalb des Bereichs der Konfliktprävention und Friedensstiftung entwickelt. Sie stellen wohl interessante Verweise, Inspirations- und Lernquellen für das Training im Bereich der Konfliktprävention und Friedensstiftung zur Verfügung. Doch es ist wichtig, ebenfalls einen Rahmen von Ansätzen zu identifizieren, welche die besonderen Bedürfnisse, Lernziele und Anforderungen für den Bereich der Konfliktprävention und Friedensstiftung ansprechen. Diese sollten sich auf allgemeine Rahmenbedingungen für Kompetenz & Curricula im Bereich der Konfliktprävention und Friedensstiftung beziehen, sowie auf ein professionelles Praxismodell. Der PeaceTraining Ansatz geht einen Schritt darauf zu. Dieser Aspekt wird für die Version V2 des Handbuchs weiter verfeinert und entwickelt. Zu diesem Zwecke laden wir Sie als LeserInnen, AnwenderInnen, Fachkräfte, TrainerInnen und StakeholderInnen herzlich ein, Ihre Erfahrungen und Einsichten über die Friedensausbildung hier zu teilen!

Konfliktprävention und Friedensförderung ist eine einzigartiges Fachgebiet, das sich durch eine sehr hohe Diversität auszeichnet. Diese Diversität zeigt sich in folgenden Bereichen:

  • Nationalitäten und Kulturen
  • Geschlechter
  • Politischer, wirtschaftlicher und militärischer Kontext
  • Involvierte AkteurInnen: internationale Organisationen, Staaten, Zivilgesellschaft
  • Ebenen der Politikgestaltung: lokal, national und international
  • Sektoren: Militär, Polizei, Gerichtswesen, humanitärer Bereich, Zivilgesellschaft, lokale Gemeinschaften und Behörden
  • Qualität und Leistungsfähigkeit

Der Kontext, in dem das geschulte Personal eingesetzt wird, ist häufig geprägt von einem hohen Stresslevel, dynamisch, fließend und konfliktreich, mit einem breiten Ökosystem an StakeholderInnen und involvierten AkteurInnen, die alle ihre eigenen Methoden, Ansätze und Agenden haben werden.

Jedes Training für den Bereich der Konfliktprävention und Friedensstiftung muss diese Komplexität hinsichtlich der Diversität und damit verwandte Aspekte berücksichtigen. Daher ist es auch nicht relevant, ob eine spezielle Funktion eine Position direkt „an der Front“ bedeutet. Das Bedürfnis nach einer Schulung für den Zweck und auch über das Wesen des Bereichs der Konfliktprävention und Friedensstiftung sollte ein Training für sämtliche Rollen, Funktionen und Tätigkeiten in diesem Bereich durchdringen. Dies bedeutet auch, dass die Einstellungen wie z. B. Respekt vor Diversität, Offenheit und Gleichberechtigung maßgebliche und zugrunde liegende Kompetenzen sind für alle AnwenderInnen im Bereich der Konfliktprävention und Friedensstiftung. Dies gilt auch für die Fähigkeit mit der Komplexität umzugehen, gut mit anderen zusammenzuarbeiten und Probleme lösen zu können. Dies sind einige der Bausteine für jede eigene Aktion, Aufgabe oder Jobfunktion. Das Training im Bereich der Konfliktprävention und Friedensstiftung sollte darauf abzielen, diese Kompetenzen zu stärken und weiterzuentwickeln, und zwar unabhängig davon, welche speziellen Themen im Training behandelt werden. Die Entwicklung von Einstellungen (Attitudes) ist wesentlich für die Arbeit im Bereich der Konfliktprävention und Friedensstiftung. Ebenso bedeutend sind jedoch das korrekte Wissen (Knowledge) und das passende Set an Fertigkeiten (Skills) – sowohl jene, die für den gesamten Bereich relevant sind, als auch solche, die nur für eine spezielle Mission oder Aufgabe zutreffen. TrainingsteilnehmerInnen benötigen jene Kompetenzen, die für ihre spezielle Funktion relevant sind, ebenso wie solche, die für alle Funktionen und Rollen im Bereich der Konfliktprävention und Friedensstiftung vonnöten sind. Diese umfassen häufig (technisches) Wissen und Know-how für beides:

  • Angewandte Friedensförderung und Präventionspraxis
  • Erfolgreiches Funktionieren und professionelle Jobperformance „an der Front“

Aus PeaceTraining.eu-Studien geht hervor, dass sich sehr viele Trainings im Bereich der Konfliktprävention und Friedensstiftung weitgehend auf das Wissen konzentrieren (z. B. rechtliche Rahmen, organisatorische Vorgänge, Friedensförderungsprinzipien). Dem Training der Kernkompetenzen für Konfliktprävention und Friedensstiftung wird häufig weniger Aufmerksamkeit geschenkt (z. B. wie Friedensförderung in der Praxis abläuft, wie gemeinschaftsbasierte Versöhnung und Heilung ermöglicht werden kann, wie Mediation und Friedensschließung ablaufen, wie sich lokale Eigenverantwortung und Stärkung praktisch unterstützen lassen, wie Gender-Mainstreaming funktioniert usw.). Es ist de facto erstaunlich, wie wenig Training in Europa und international heute die TeilnehmerInnen konkret mit Kernfertigkeiten und Fähigkeiten für Konfliktprävention und Friedensstiftung ausstattet. Um AnwenderInnen erfolgreich auf ihre Aufgaben vorzubereiten sollte also der Entwicklung von Fertigkeiten und Kompetenzen für Konfliktprävention und Friedensstiftung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, damit diese auf ein Level gebracht werden, das für erfolgreiche Performance und positive Auswirkungen „an der Front“ nötig ist. Dies bedeutet, dass der Ansatz, der in Trainings für Konfliktprävention und Friedensstiftung angewendet wird, nicht nur den Wissensaufbau mit sich ziehen muss, sondern auch die Entwicklung von Fertigkeiten (Skills) und Einstellungen (Attitudes). Er darf sich auch nicht auf ein spezielles Set an Kompetenzen beschränken, sondern muss die nötige Breite an Kompetenzen behandeln, die für erfolgreiche Performance am Einsatzort erforderlich sind. Der Trainingsansatz muss also diese Dreierachse behandeln: Entwicklung angemessener Einstellungen für Konfliktprävention und Friedensstiftung im Zusammenspiel mit dem Wissen und den Fertigkeiten, die für die Ausführung der Aufgabe im Bereich der Konfliktprävention und Friedensstiftung nötig sind. Dieser Einblick fördert die Verwendung von Erwachsenenbildung, „lernenden“ Ansätzen und Erfahrungslernen im Rahmen des Trainings, da diese verschiedene Kompetenzen ansprechen, während alleinig „unterrichtende“ Ansätze in der Regel auf den Transfer von Wissen beschränkt sind. Die drei zuerst genannten Ansätze stehen in einem engen Zusammenhang mit gemeinsamen oder partizipativen Lernmethoden.

Der PeaceTraining Ansatz wird für folgende Ziele konzipiert:

  • Förderung von Respekt, Gleichberechtigung und Wertschätzung der Diversität
  • Eingehen auf die Erfordernisse und Lernziele der TeilnehmerInnen
  • Erfüllung der speziellen Anforderungen der Mission
  • Sicherstellung, dass die Lernerfahrung praktisch anwendbar und unterhaltsam ist, und darüber hinaus die TeilnehmerInnen ins Zentrum des Trainings rückt
  • Priorisierung der Sensibilität für Aspekte im Zusammenhang mit Kultur, Geschlechter, Konflikt, Trauma sowie mit den verschiedenen Lerntypen

Der PTA übernimmt eine ganzheitliche Perspektive auf das Training und den Trainingsprozess. Dies bedeutet, dass ein PTA die integrierten Elemente eines Trainings anspricht – inklusive Inhalt, Trainingsmethoden, Trainingsumgebung und so weiter. Die nachfolgende Grafik bietet einen Überblick über die 10 Bestandteile des PTA. Klicken Sie einfach auf jede der einzelnen Komponenten, um weitere Anleitungen und Tipps zur Konzeption von Friedensausbildung zu erhalten. Ein PeaceTraining.eu-Ansatz für Trainings anerkennt den Wert der einzelnen Trainingsmomente, sieht jedoch auch deren mögliche Einschränkungen. Der einzelne Trainingsmoment – unabhängig davon, wie gut er geführt wird – stellt nur einen einzigen Teil der nötigen Kompetenzentwicklung für Konfliktprävention und Friedensstiftung dar. Sie dürfen daher nicht als Lösung für alle kapazitätsbedingten Probleme gesehen werden. Dafür ist es nötig, das Training als Prozess in einem ununterbrochenen Kreislauf stets neu zu bewerten und Raum für erneute Trainings oder Sequenzentraining, Trainings im Rahmen der Arbeitsausführung oder auch für Coaching freizuhalten. Auf Ebene der Trainingsorganisation wird ein PeaceTraining.eu-Ansatz wahrscheinlich eher der ersten Konzeption umfassender Schulung folgen, während Einsatzorganisationen und AnwenderInnenorganisationen selbst eher empfohlen wird, das zweite Verständnis zu adoptieren. Im Rahmen der Diskussion der anderen Komponenten des PTA konzentrieren wir uns hauptsächlich auf die Perspektive der Trainingsorganisationen und einzelnen TrainerInnen in klassischen Einzeltrainingsmomenten, die heute bei Einsätzen geläufig sind.

Grafik: Die 10 Komponenten des PeaceTraining Ansatz